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Traumberufe in Hamm
Arbeit über den Dächern
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Dachdeckermeister Rüdiger Albrecht liebt die Abwechslung, die sein Beruf mit sich bringt. Fotos: Körtling
Von Peter Körtling
Sein Vater hat ihn als Kind mit auf die Baustellen genommen – so ist Rüdiger Albrecht in seinen Beruf hineingewachsen. Als Jugendlicher jobbte er in den Ferien mit, da war die Berufswahl keine Herausforderung. „Als Dachdeckermeister in vierter Generation bin ich mit dem Beruf groß geworden“, erzählt er. Wer aber meine, ein Dachdecker lege nur Dachpfannen auf die Latten, unterliege einem großen Irrtum, betont Albrecht, der in seinem Unternehmen rund 40 Mitarbeiter beschäftigt.
Weit mehr als der Umgang mit Dachziegeln
„Zu meiner Lehrzeit hieß der Beruf noch schlicht Dachdecker“, sagt er. Obwohl ein Dachdecker auch damals über eine enorme Bandbreite an Fähigkeiten verfügen musste, die weit über den Umgang mit Dachziegeln hinausging: Ob Wärmedämmung, Bauklempnerei, Einbau von Dachfenstern, Anbringen von Fassadenverkleidungen und Abdichtungsarbeiten auf allen Etagen eines Gebäudes – all das gehörte auch früher zu den Aufgaben.
Heutzutage sei das Tätigkeitsfeld noch breiter. „Wenn ich überlege wie oft die Auszubildenden in die Schule müssen und was sie dabei in Theorie und Praxis lernen, ist das enorm“, so Albrecht. Inzwischen heißt der Beruf offiziell „Dachdecker für Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik“.

Dachdecker: Ein Beruf an der frischen Luft und mit Know-how aus vielen Bereichen.
„Gebaut wird immer, alte Gebäude müssen umfassend saniert werden und Reparaturen, etwa nach Stürmen, sind auch immer zu erledigen.“
Viele Lehrgänge von Statik bis Blitzschutz
Die neue Bezeichnung komme dem umfassenden Berufsbild erheblich näher, findet er. Lehrgänge für Zimmererarbeiten (inklusive Statik), Maurerarbeiten, Klempnerarbeiten in Zink, Kupfer oder Aluminium, Blitzschutz, und vieles mehr gehöre zur Ausbildung.
Den fünf Auszubildenden, die Albrecht beschäftigt, stehen in der Praxis ihre Kollegen, zu denen auch fünf angestellte Meister gehören, zur Seite. „Es ist mich sehr wichtig, dass die Auszubildenden eine gute und umfassende Ausbildung bekommen“, betont Albrecht. Schließlich seien sie die Fachkräfte von Morgen.

Ein krisensicherer Job – und Spitzenverdienst am Bau
In der ersten Zeit sei die viele Bewegung an der frischen Luft oft ungewohnt. „Das weiß ich von meinem ältesten Sohn, der gerade seine Ausbildung begonnen hat“, sagt der Meister. Das sei aber nach mindestens zehn Jahre auf der Schulbank normal. Moderne Hilfsmittel wie Krane haben zwar für eine Einschränkung der körperlichen Belastung gesorgt. Trotzdem komme bei den vielen Herausforderungen keine Langeweile auf.
Gerade dieses Vielfalt sei es, die für ihn den Reiz des Berufes ausmache. „Kein Tag ist wie der andere, ständig müssen wir neue Herausforderungen bewältigen und dabei ist Teamarbeit gefragt.“ Moderne Technik gehöre selbstverständlich dazu, so der Dachdecker, der seine Meisterprüfung 1991 ablegte. Bei modernen Dachfenstern zum Beispiel gehöre die elektronische Steuerung – etwa über ein Smart-Home-System oder eine App – zum Standard. Mit ihr lassen sich Einstellungen zum Raumklima und der Regensensor steuern. „Ein Dachdecker muss ein Allrounder sein, Fitness allein genügt da nicht“, resümiert Albrecht. Nicht nur darum sei der Beruf des Dachdeckers für Dach-, Wand und Abdichtungstechnik etwas Besonderes. Auch die Bezahlung der Auszubildenden sei gut, so der Fachmann.
„Die Dachdecker zählen, auch nach ihrer Gesellenprüfung, zu den Spitzenverdienern am Bau.“ Gute Gesellen könnten zudem zu Vorarbeitern , ihre Meisterprüfung und viele weitere Fortbildungen absolvieren. Dazu komme ein krisensicherer Job. „Gebaut wird immer, alte Gebäude müssen umfassend saniert werden und Reparaturen, etwa nach Stürmen, sind auch immer zu erledigen“, sagt Albrecht.
Wer sich für den Beruf interessiert, sollte schwindelfrei, fit und teamfähig sein. Ein gepflegtes Auftreten beim Kunden gehört ebenso dazu wie gute Mathe-Kenntnisse. Ein guter Hauptschulabschluss genüge für eine Bewerbung, doch rät der Unternehmer aus eigener Erfahrung, sich vorher durch Schulpraktika oder Ferienjobs einen Eindruck vom Beruf, dem Unternehmen und den Kollegen zu verschaffe. „Wenn jemand einen guten Start hatte, steht ihm alles offen.“ Wer seinen Meister gemacht hat, der als Bachelor anerkannt wird, der könne schließlich auch direkt weitermachen und ein Master-Studium anschließen.
Das Schönste an seinem Beruf sei aber, dass er abends sehen könne, was er geschaffen hat.
Drei Fragen an Ulrich Ehrhardt, Obermeister der Dachdeckerinnung Hamm

Ulrich Ehrhardt führt in vierter Generation einen Dachdeckerbetrieb und bildet aus.
Herr Ehrhardt, was macht für Sie den Beruf des Dachdeckers reizvoll?
Ulrich Ehrhardt: Zunächst ist Dachdecker einer der abwechslungsreichsten Berufe, die es gibt. Ob Metall, Keramik, Holz oder Beton, der Dachdecker versteht es, mit vielen Werkstoffen umzugehen. Ob beim Thema Energieeinsparung durch Dämmstoffe, oder Energiegewinnung, etwa durch Solar-Technik: Auch im grünen Bereich ist der Dachdecker gefragter Experte. Wenn ein Bewerber noch Spaß daran hat draußen und im Team zu arbeiten, sind er oder sie genau richtig.
Welche Perspektiven bietet der Beruf denn potentiellen Bewerbern?
Ehrhardt: Die Perspektiven sind aus mehreren Gründen hervorragend: Zum einen gehen in absehbarer Zeit viele Mitarbeiter in den Ruhestand. Schon dadurch sind Fachkräfte gefragt. Der Verdienst ist einer der besten in der Baubranche und auch die Weiterentwicklungsmöglichkeiten sind enorm: Wer den Meister macht, kann den Betriebswirt im Handwerk daraufsetzen oder direkt an die Fachhochschule wechseln und ein Ingenieurstudium beginnen. Wer nicht ein Leben lang praktisch arbeiten will, dem bieten sich Möglichkeiten in die Industrie, den Fachhandel oder große Bauunternehmen zu wechseln. Da sieht man, was alles geht.
Welche Qualifikation sollte jemand mitbringen, der sich für die dreijährige Ausbildung interessiert?
Ehrhardt: Zunächst sollte er oder sie über ein gutes räumliches Vorstellungvermögen verfügen, handwerklich geschickt sein und ein gewisses Maß an körperlicher Fitness mitbringen. Bei den Schulnoten genügt bereits ein guter Hauptschulabschluss. Damit sich der Interessent auch ein echtes Bild aus der Praxis heraus machen kann, rate ich zu einem vorhergehenden Praktikum.
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbildungsdauer: | 3 Jahre |
Vergütung monatlich: | 760 Euro 910 Euro im 1160 Euro im |
Abgeschlossene Ausbildungsverträge in 2018: | 13 |
Berufsschulstandort: | Eslohe, Unna |
Fünf Schwerpunkte: | Dachdeckungstechnik Abdichtungstechnik Außenwandbekleidungstechnik Energietechnik an Dach und Wand Reetdachtechnik |
Die Fakten zur Ausbildung
Ausbbildungsdauer:
3 Jahre
Vergütung monatlich:
760 € im 1. Lehrjahr
910 € im 2. Lehrjahr
1.160 € im 3. Lehrjahr
Abgeschlosssene Ausbildungsverträge in 2018
13
Berufsschulstandort:
Eslohe, Unna
Fünf Fachrichtungen:
- Dachdeckungstechnik
- Abdichtungstechnik
- Außenwandbekleidungstechnik
- Energietechnik an Dach und Wand
- Reetdachtechnik
Welche Voraussetzungen du erfüllen solltest
Wer Dachdecker/in werden möchte, sollte gerne an der frischen Luft sein – und das bei fast jedem Wetter. Denn meistens arbeiten Dachdecker nun mal draußen. Natürlich muss auch mal zugepackt werden. Aber dennoch muss man kein Muskelprotz sein – im Handwerk ist Köpfchen gefragt. Maschinen erledigen die wirklich schwere Arbeit.
Handwerkliches Geschick ist für diesen Beruf eine wichtige Voraussetzung. Technisches Verständnis und mathematische Grundlagen sind ebenfalls von Vorteil, denn man muss Flächen richtig messen und das dafür notwendige Material berechnen können. Der Beruf erfordert zudem auch körperliche Fitness.
Teamfähigkeit ist ebenfalls gefragt, denn Dachdecker müssen sich auf ihre Kollegen, die sie sichern, 100-prozentig verlassen können.
Wem die Höhe des Treppenabsatzes Panik bereitet oder wem es zu kompliziert ist, einen Nagel gerade in die Wand zu schlagen, ist in dem Beruf nicht so gut aufgehoben. Auch wer im Sommer unter einer Wolldecke schläft, sollte nochmal über den Berufswunsch nachdenken.
Quelle: dachdeckerdeinberuf.de, ausbildung.de